Sonntag der Seefahrt stand inhaltlich im Zeichen des Krieges in Osteuropa
Konflikt spaltet bislang offenbar nicht die Crews
Mit dem einen besonderen Gottesdienst haben die Cuxhavener Seemannsmission und die Kirchengemeinde St. Petri am gestrigen "Sonntag der Seefahrt" derjenigen Menschen gedacht, die ihren Lebensunterhalt fernab der Heimat auf den Weltmeeren verdienen. Dabei lag der Fokus auf dem seit elf Tagen tobenden Krieg in der Ukraine, der den entbehrungsreichen Alltag etlicher Seeleute noch einmal vollkommen auf den Kopf stellt.
Während des Gottesdienstes brannte auf dem Altar eine in den ukrainischen Nationalfarben Blau und Gelb verzierte Kerze – Friedenssymbol und gleichzeitig Zeichen der Solidarität mit dem unter Beschuss liegenden Land, dessen Bewohner traditionell einen nicht zu unterschätzenden Teil der auf großer Fahrt befindlichen Crews stellen. Nicht anders übrigens als die Russische Föderation: "Im allgemeinen Sprachgebrauch haben wir deshalb immer von russisch-ukrainischen Besatzungen gesprochen", rief der Hamburger Seemannsdiakon Dirk Obermann, Koordinator für die Notfallbetreuung von Seeleuten, den Gottesdienstbesuchern in der Petri-Kirche in Erinnerung.
In seiner Predigt sprach Obermann von den aktuellen Auswirkungen des Krieges auf das Leben solcher Mannschaften: Ukrainische Seeleute hängen in Sorge um ihre Angehörigen an ihren Smartphones. Russische Seeleute können ihre Heuer nicht mehr nach Hause transferieren. Nach dem Ausschluss Russlands aus dem Zahlungssystem Swift bleibt Handelsschiffen, die unter der weiß-blau-roten Flagge fahren, zudem der Weg in zahlreiche Häfen versperrt – mangels Zahlungsmöglichkeit. Positiv wertete Obermann den Umstand, dass binationale Crews bestrebt sind, den Konflikt nicht auf den Arbeitsplatz an Bord auszuweiten: Man wisse, dass man aufeinander angewiesen sei, insofern bilden die Besatzungen aus seiner Sicht in diesen Tagen ein Vorbild. Marita Hilmer, die im Namen der örtlichen Seemannsmission von ihrer ehrenamtlichen Arbeit im "Club" berichtete, bestätigte, dass Ukrainer und Russen in der Vergangenheit an Bord gut harmonierten. "wollen wir hoffen, dass das auch während des Krieges so bleibt", sagte Hilmer, die (losgelöst von der aktuellen Krise) die Bedeutung des Anlaufpunktes am Grünen Weg hervorhob.
Dort würden Seeleute im Unterschied zu dem lauten Alltag an Bord vor allem die Ruhe genießen – aber auch großes Interesse am persönlichen Gespräch mit ihren Gastgebern zeigen: Im Austausch über Themen wie Familie, Hobbys oder landestypische Besonderheiten reifen vielleicht keine lebenslang währenden Freundschaften, doch einen Beitrag zur Völkerverständigung leistet der Diskurs allemal. Und manchen reicht vielleicht schon die Gewissheit, dass es an Land jemanden gibt, der in Zeiten wie diesen ab und zu an sie denkt – darauf wies der Cuxhavener Seemannsdiakon Martin Struwe hin, der den gemeinsam mit St.-Petri-Pastor Marcus Christ gestalteten Gottesdienst zum diesjährigen "Sonntag der Seefahrt" eröffnete. Nachdem die Veranstaltung im Vorjahr pandemiebedingt ausfallen musste, fiel die Liste, mit der an einige der auf See gebliebenen Besatzungsmitglieder erinnert wurde, diesmal länger aus als gewöhnlich. Weltweit kämen – so hieß es während des Gottesdienstes – pro Jahr insgesamt mehr als 1000 Seeleute in Ausübung ihres Berufes ums Leben. Vom Tod auf See handelte auch die Ballade "Three Score and Ten", die der Shanty-Chor Cuxhaven unter der Leitung von Udo Brozio im Altarraum intonierte.
(Kai Koppe)
Cuxhavener Nachrichten | Kai Koppe | 07.03.2022
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