Kathrin Seyfahrt und Udo Brozio waren unterwegs zu Hilfsprojekten in Burkina Faso
Warum stehen Dutzende von Kindern auf einem Schulhof in einem der ärmsten Länder der Erde mitten in Afrika und singen mit voller Inbrunst auf Deutsch die deutsche Nationalhymne? Kathrin Seyfahrt und Udo Brozio wissen es und mit ihnen die vielen Zuschauer, die am Mittwoch ihren Vortrag in der Cuxhavener Stadtbibliothek verfolgten und damit einen Blick in das Land Burkina Faso warfen.
Burkina Faso ("Land der Aufrichtigen"), ein Land am südlichen Rand der Sahelzone in Westafrika ohne jeglichen Zugang zum Meer, hat sich Journalistin Kathrin Seyfahrt zum Ziel erkoren, als sie vor 15 Jahren ihren Verein "Wunschträume / Netzwerk für Mädchen- & Frauenprojekte e.V." gründete. Seither fährt sie Jahr für Jahr dorthin, um den Fortgang ihrer Projekte zu verfolgen. Zuletzt – im November 2017 – waren auch Inge und Udo Brozio, Leiter des Shanty-Chors Cuxhaven, dabei. Kathrin Seyfahrt, die lange in München gelebt und gearbeitet hat, wohnt inzwischen in Cuxhaven, wohin sie auch ganz frühe familiäre Bande hat. Eine Reportage über die Geschichte der Shantys und Seemannslieder für den Bayrischen Rundfunk brachte sie mit dem Shanty-Chor Cuxhaven zusammen.
Als sie von ihrem Engagement in Afrika berichtete, waren die Mitglieder so beeindruckt, dass sie beschlossen, vom Erlös ihres CD-Verkaufs regelmäßig zu spenden – "Wassergeld" für das Land so fern der einfachen Trinkwasserversorgung. Tief beeindruckt erfuhren die Zuhörer, während Kathrin Seyfahrt die Fahrt noch einmal in Bildern lebendig werden ließ, dass bei den "Gartenfrauen" in Zemstaaba jeder Tropfen Wasser – ob zum Trinken, Waschen oder für das Gießen – aus zehn bis 15 Metern Tiefe aus Brunnen emporbefördert werden muss. In einem Projekt im nördlichen Teil des Landes, das Katrin Seyfahrth wegen der Lage in Mali schon drei Jahre lang nicht mehr besuchen konnte, geht es sogar herunter auf 75 Meter.
Bei dem Besuch konnte Udo Brozio sehen, was mit dem Geld aus Cuxhaven geschaffen werden konnte: Alle Brunnen wurden nachgebohrt, haben eine gemauerte und erhöhte Einfriedung sowie einen Deckel erhalten. Nach dem Erscheinen eines ersten Artikels in unserer Zeitung im Januar 2018 konnte auch der sehnlichste Wunsch der Frauen erfüllt werden: Eine solarbetriebene elektrische Pumpe. Ein Leser stellte die im Artikel erwähnten gut 4500 Euro bereit. Nun sprudelt das Wasser in den Becken und die Arbeit ist viel einfacher geworden. Die Frauen können ihre Ernte verkaufen, davon ihre Familien ernähren und ihre Kinder zur Schule schicken. Es besteht Schulpflicht in der früheren französischen Kolonie (früher Obervolta), die seit 1960 unabhängig ist. Amtssprache ist Französisch, aber in der Wend-Raabo-Schule, einem der weiteren Projekte des Vereins "Wunschträume", lernt rund die Hälfte der rund etwa Kinder neben Englisch auch Deutsch. Der Schulbesuch ist kostenpflichtig.
Auch die Gesundheitsversorgung ist schwierig für die Bevölkerung. Oft fehlt das Geld für die einfachsten Behandlungen und Medikamente. An der Schule erlebten die Cuxhavener die Eröffnung einer aus Spenden finanzierten Krankenstation mit – ein Festakt mit 2000 Gästen, den keiner von ihnen vergessen wird, zu dem Udo Brozio auf dem Akkordeon ein Friedenslied anstimmte und damit eine ganz besondere Atmosphäre schuf.
Überhaupt waren es immer besondere Momente, wenn er an den verschiedenen Orten zum Singen aufgefordert wurde. Wie von selbst fing das Publikum zu schunkeln an. Diese Stimmung wurde im Saal der Stadtbibliothek greifbar, als Udo Brozio zum Akkordeon griff und akustische Kostproben gab. Das andere Akkordeon im Koffer mit dem Jan-Cux-Aufkleber hatte er gleich dort gelassen, im Waisenhaus der Deutschen Katrin Rohde, die dort im Projekt "Ampo" 120 Waisenkindern und 30 jungen Auszubildenden (Frauen und Männern) Heimat und Perspektive gibt.
Mit zurückgebracht hat Kathrin Seyfahrt dafür einige von Frauen und Mädchen handgefertigte Produkte wie Seifen, mit Naturfarben gefärbte Stoffe oder selbst gesponnenes Baumwollgarn, die sich die Gäste am Ende genauer anschauen konnten.
www.netzwerk-wunschtraeume.de
www.shanty-chor-cuxhaven.de
Cuxhavener Nachrichten | Maren Reese-Winne | 14.04.2018
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