"Gestrandet": Dokumentarfilm über Persönlichkeiten an der Küste
Nach der Hälfte des Liedes unterbricht Filmregisseur Horst Herz die Mitglieder des Shanty-Chors. Frontsänger Wilhelm Mayensohn hat zu oft in die Kamera geguckt. In die Richtung sei in Ordnung, erklärt Herz. Aber stattdessen solle er lieber daran vorbeischauen. Dann geht es weiter: Der Shanty-Chor steuert zwei Lieder zu einem Kinofilm bei. Drei Kameras sind auf die Chor-Mitglieder gerichtet.
Draußen herrschen tropische Temperaturen. Auch im Vereinsheim ist die Luft schwül und feucht. Mehrere Licht-Strahler erhitzen den Raum zusätzlich. Anstrengend sei die Aufnahme für die Shanty-Chor-Mitglieder, erzählt deren Chorleiter Udo Brozio. Allerdings nur aufgrund der Gradzahl – und weil sie keine Kopfhörer aufhätten, um sich selbst zu hören. Daher ähnele die Arbeit einem Liveauftritt. "Wir haben so was ja laufend. Das machen wir mittlerweile eigentlich nebenbei", erklärt Brozio. "Aber wichtig ist das Produkt – was am Ende dabei herauskommt."
Das Produkt sind zwei Lieder für den Film "Gestrandet", den der renommierte Regisseur Horst Herz für das Kino und den Norddeutschen Rundfunk aufnimmt. Als "Liebeserklärung an Cuxhaven" bezeichnet Herz sein noch nicht ganz fertiges Werk. Im September soll der Dokumentarfilm auf die Leinwände kommen. Es sei in erster Linie ein poetischer und musikalischer Film. Darin porträtiert der 63-Jährige zahlreiche Personen Cuxhavens – von Musikern über Wattführer bis hin zu Seemännern.
"Es geht nicht um Konventionelles, sondern um Persönliches. Ich habe versucht, Menschen vor die Kamera zu holen, die Energie haben und andere begeistern. Ich brauche Typen, die andere mitreißen können", erklärt Herz. Bereits seit gut einem Jahr hält sich Herz nun schon in Cuxhaven auf. Vor einigen Jahren verliebte er sich bei Dreharbeiten zu einem anderen Film in die Küstenstadt. "Mir gefallen die Menschen hier. Ich treffe immer wieder Menschen, bei denen ich denke, sie haben etwas mit der Landschaft zu tun. Sie haben eine Verbindung zu diesem Ort." Das habe Herz nicht feststellen können in den drei Städten, in denen er bereits Portrait-Filme dieser Art gedreht hatte.
Vom jetzt auf gleich lernte Herz seine Protagonisten kennen. Oftmals ergab sich der Kontakt zum nächsten Darsteller über den vorherigen. "Ich habe ein Büro gemietet und dann geguckt, wo spannende Menschen sind. Ich bin einfach darauf zugelaufen." So kam auch der Kontakt mit dem Shanty-Chor zustande. Denn die Messe der Musiker befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Arbeitszimmer des Regisseurs im Alten Fischereihafen. Eines Tages lief er bei einem
Spaziergang an dem Vereinsheim vorbei und hörte die Stimmen, die ihn begeisterten und ins Gebäude zogen. Über die Musiker des Shanty-Chors schafft Herz wiederum den Übergang nach draußen – in die weite Welt von Cuxhaven. "Wir können froh sein, dass wir ihn haben und er sich so für Cuxhaven interessiert. Denn er könnte das ja auch überall sonst machen", sagt Brozio. Das Lob beruht auf Gegenseitigkeit. Reibungslos sei die Aufnahme abgelaufen. "Sehr gute Leute" mit "unheimlicher Energie" seien beim Shanty-Chor am Werk, findet Herz. Drei Durchgänge braucht der Regisseur. Nach vier Stunden sind zwei Songs im Kasten. Zuvor hatten sie bereits das Titellied "Übers Meer" eingespielt – mit 20 Mann. Lediglich von sich aus brachen die Musiker einige Male ab. Sie wollten das perfekte Ergebnis. Am Mikro waren sie schon echte Profis. Nun sind sie es auch vor der Kamera.
www.gestrandet.horst-herz.de
Cuxhavener Nachrichten | Joscha Kuczorra | 26.06.2017
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